Studientag
- Daniel Klein
- 9. März 2020
- 3 Min. Lesezeit
Jahwe auf der Spur
Ein Studientag im CVJM Würzburg beschäftigte sich mit den Gottesbildern des Alten Testaments
Auf den Spuren Gottes im Alten Testament unterwegs war unlängst der CVJM Würzburg. Als Experten hatte Organisator Daniel Klein, Leitender Sekretär des CVJM Würzburg, Rainer Dick gewonnen. Der langjährige Sekretär des CVJM Bayern ist bekannt für seine mit Anekdoten gewürzten, anregenden biblischen Vorträge – gewissermaßen ein Handlungsreisender in Sachen Altes und Neues Testament.
Dicks Leidenschaft für die Bibelarbeit sprang auch auf die rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den CVJM-Bezirken Würzburg, Schweinfurt und Umgebung über. Die jungen und nicht mehr ganz jungen Bibelfans tauchten ein in die vielfältige, manchmal auch erschreckende Welt des „Ersten Testaments“.
Nach dem von Daniel und Daniela Klein vorgetragenen Liedimpuls „He is Yahweh“ führte Dick in einer ersten, den ganzen Vormittag dauernden Einheit in die Gottesbilder im Alten Testament ein. Sein Anliegen machte er gleich zu Beginn klar: „Jeder soll nach dem Seminar Lust haben, das Alte Testament zu lesen.“ Dort finde man spannende Geschichten, ja geradezu Kriminalgeschichten wie die Erzählung von Kain und Abel. Etwas sperriger seien da schon der detailreiche Bericht vom Bau der Stiftshütte und den dabei verwendeten verschiedenfarbigen Decken oder die Genealogien mit dem Anfang „Da zeugte …“. Dinge, die unserem Empfinden geradezu widersprächen, enthielten beispielsweise die Kriegsgeschichten – „Mord und Totschlag“, wie es Dick formulierte.
Und dennoch: „Liebe Freunde, wir haben die ganze Bibel!“, betonte der Referent. Das Seminar solle auch dazu dienen, zu erkennen, welche Schätze uns Gott mit dem Alten Testament gegeben habe. Nach einer Runde in „Murmelgruppen“ holte Dick die Erkenntnisse und Fragen der Teilnehmer in das Plenum: Das Alte Testament sei die Basis, um das gesamte Neue Testament zu verstehen. Beide Testamente gehörten zusammen, und das Alte Testament verweise auf Christus, den man nicht verstehen könne, ohne sich mit dem Alten Testament beschäftigt zu haben. Als Frage tauchte auf: „Wer sitzt auf dem Richterstuhl? Der Gott des Alten oder des Neuen Testaments?“
Um das Alte Testament zu verstehen, sei mehr Hintergrundwissen nötig, betonte der Referent. Schon in der frühen Kirchengeschichte hätten Theologen wie Markion die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem Gott des Alten Testaments, der ganze Völkerschaften vernichtet habe, und dem liebevollen Gott des Neuen Testaments gestellt. Das „Dritte Reich“ habe das Alte Testament als „Judenbuch“ abqualifiziert. Allerdings hätten auch im Gegenzug auch evangelische Theologen wie der Essener Pfarrer Wilhelm Busch darauf verwiesen, dass das ein künstlich herbeigeführter Widerspruch sei.
Dick betonte, dass das Alte Testament zwar nicht für die Christen geschrieben worden sei. Die scheinbaren Gegensätze zwischen Altem und Neuen Testament klärten sich aber, wenn man sich für die Offenbarung Gottes öffne: „Gott ist anders. Er ist Gott. Gott muss aus der Nebelwand hervortreten“, sagte Dick. Jesus sei die endgültige Offenbarung Gottes in der Welt. Im Alten Testament fänden sich verborgene Hinweise auf Jesus. Darauf habe auch Paulus in seinen Briefen hingewiesen, der das Erste Testament als „Vorbild für den Umgang Gottes mit seinem Volk“ bezeichnet habe. Im Alten Testament werde die Heiligkeit Gottes deutlich: „Gott hat seine Hand auf dieses kleine Volk Israel gelegt“, so der Referent.
Für die Erschließung des Alten Testaments böten sich drei Methoden der Exegese, der Interpretation, an: die allegorische, historische und typologische Methode. Letztere gehe davon aus, dass es sich bei dem Gott des Alten und Neuen Testaments um denselben Gott handle und dass das Alte Testament auf das Neue Testament vorverweise.
Wesentlich: „Gott definiert sich im Alten Testament nicht durch Eigenschaften, sondern durch Tun“, betonte Dick. „Was Gott tut, darin ist er allmächtig.“ Es stehe nichts im Alten Testament, was nicht alltäglich passiere. „Das Alte Testament ist so geerdet. Da kriegt das Neue Testament Basis.“
Allerdings stößt auch Dick gelegentlich an die Grenzen der Interpretation: „Wenn ich an eine Bibelstelle komme, die ich nicht verstehe, ziehe ich den Hut und gehe vorbei“, sagte er. Ganz wichtig für das Verständnis des Alten Testaments sei intensive Lektüre: Am besten solle man den Text dreimal lesen – und theologische Literatur konsultieren.
Stefan W. Römmelt




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